Leo Lorena
Wyss

Muttertier

Drei Geschwister kommen am Krankenbett ihrer Mutter zusammen und tauchen ein in die Erinnerung an ihre gemeinsame Kindheit: Dem Aufwachsen bei einer alleinerziehenden Mutter, die den Erwartungen der Mutterrolle nicht gerecht werden kann. Zwischen Erdnussflips und Gummischlangen erschaffen sich die Kinder eine eigene, verspielte, unbeschwerte TITANIC-Parallelwelt, in die sie sich immer wieder flüchten können.

Titel vom bild

Foto: Karolina Miernik

Muttertier beschreibt mit großer Sensibilität, wie unterschiedlich Kinder mit der psychischen Erkrankung ihrer Mutter umgehen. Während der große Eisberg die Mutterrolle übernimmt und der mittlere im stummen Wüten sich selbst verletzt, geht der kleinste Eisberg emotional auf Distanz: Die Mutter hinter der Tür wird zum schnaufenden Muttertier. Mit zärtlicher Wucht und poetischer Präzision wird in diesem Stück aufgefächert, wie die Geschwister spielend dem schwierigen Alltag entfliehen und sich gleichzeitig auf einen drohenden Untergang vorbereiten. Kein Moment so schön wie der, in dem die Mutter mitspielt: Mit ausgebreiteten Armen am Bug stehend, den Wind im Gesicht und die Gischt, und über ihnen der pinke Himmel mit seinem ach so flüchtigen Versprechen eines Happy Ends.

Muttertier wurde ausgezeichnet mit dem Nestroy in der Kategorie "Bester Nachwuchs: Kostüm, Regie, Autor*in" sowie mit dem Retzhofer Dramapreis 2023. Unterstützt wurde die Arbeit an dem Stück durch das Dramatiker*innenstipendium der österreichischen Bundesregierung.

Lektorat und Mentoring: Gerhild Steinbuch, s.fischer Verlag, uni-t Graz

DIE RECHTE liegen beim s.fischer Theater Verlag

da liegt sie da halbtot aber

atmet noch

Uraufführung: Burgtheater Wien

Fotos: Karolina Miernik

Mit Laura Dittmann, Claudia Kainberger, Lara Sienczak
Regie Mia Constantine
Bühne und Kostüm Johann Brigitte Schima
Dramaturgie Rita Czapka
Mitarbeit Ausstattung Olga Benkelmann
Musik Kilian Unger
Licht Rodrigo Martinez

Regieassitenz Maximilian Pellert
Regiehospitanz Rebecca Lewalter
Inspizienz Bianca Eibensteiner
Sprechtraining Steffi Hofer
Soufflage Yasmine Steyrleithner
Bühnentechnik Manfred Widmann
Ton Andreas Zohner
Requiste Roland Soyka

sie lacht lacht höhnisch lacht tief lacht so wie die Böse eben lacht wie alle bösen Mütter eben lachen wie die ganzen vielen bösen Mütter die immerzu bösen Mütter lachen

Deutsche Erstaufführung am Schauspiel Köln

Fotos: Philip Yakushin

Mit Markus J. Bachmann, Ramona Petry, Fabi Ten Thije
Regie Claus Nicolai Six
Bühne Lilli Riesenbeck

Kostüme Nele Henrich
Dramaturgie Johanna Rummeny

Interview mit Mia Constantine zu Muttertier am Burgtheater Wien

Pressezitate

Dass dieser Stahlkoloss von einem Thema nicht sofort sinkt, obwohl schon von allen Seiten das Wasser eindringt, liegt daran, dass das Stück trotz dieser Schwere eine leichtfüßige Form findet. Verspielt wie die Kinder, die die prekäre Situation in ihre Filmwelt überführen, schafft es das Stück, uns durch geschickte Verschachtelungen, kaleidoskopische Perspektivik und sprachspielerischen Witz aus der Betroffenheitsfalle zu locken.

– Ferdinand Schmalz, Laudatio Retzhofer Dramapreis 2023

Mit zärtlicher Wucht und poetischer Präzision wird in diesem Stück aufgefächert, wie die Geschwister spielend dem schwierigen Alltag entfliehen und sich gleichzeitig auf einen drohenden Untergang vorbereiten.

– Friederike Emmerling, s. fischer Theater

Aber muss sich eine Mutter wirklich erst auslaugen lassen, um als fürsorglich zu gelten? Muttertier zeigt, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken. Und gesellschaftliche Konventionen und Zwänge abzustreifen.

– Patricia Kornfeld, Der Standard

Die literarischen Texte von Leonie Lorena Wyss, die man bisher lesen konnte, zeichnen sich aus durch eine – um es leicht paradox auszudrücken – spielerische Dringlichkeit. Es geht stets um menschlich zentrale Beziehungen, um Existenzielles, Erschütterndes. Aber gleichzeitig immer auch um Humor und Leichtigkeit.

– Giorgio Giuliani, Bolero Magazin

Das wechselnde Tempo, die Monologe und das chorische Sprechen, der Gesang, die Lautstärke, die Klänge, jedes Wort sitzt.

– Krystian Podworny, Neue Wiener Theaterkritik

Leonie Lorena Wyss schafft damit eine mehrschichtige Metaphorik, die Lust und Leid, Freude und Schrecken, Absturz und Rettung zusammen denkt.

– Alfred Schlienger, bz Basel